wie ist das alles möglich. immer wieder stellt sich diese frage, ohne dass es eine antwort zu geben scheint. nun darf die antwort nicht auf der ebene gesucht werden, die als wirkung eben jener unbekannten ursachen einzustufen ist.
wenn man fragt, wie das alles möglich ist, so meint man damit, wie es sein kann, dass bestimmte dinge geschehen und dass sie dann widerspruchslos hingenommen werden, ja mehr noch, dass sich die masse das, was sich gegen sie selber richtet, auch noch zu eigen machen.
von der angst und ihrer wirkung auf kognitive prozesse war schon des öfteren die rede. hier dürfte es aber um weitaus mehr gehen, als nur um angst.
hier ereignet sich eine besondere form der gleichschaltung. eine gleichschaltung, die erst möglich wird, weil andere ebenen geschwächt bzw. ausgelöscht wurden.
da ist eine synthese aus illusionen.
zum einen die illusion, man selber und abstrahiert dazu, der mensch als solcher sei ein vernunftbestimmtes wesen.
zum anderen die illusion eines eigenen selbst, das weder ein eigenes selbst verkörpert, noch als neues selbst deklariert wird.
das kognitive selbst als gedankenrahmen, als komplexes narrativ praktisch aller lebensphänomene, als komplexe perspektive entstammt nicht mehr originär dem geist, der erfahrung und den emotionen des konkreten individuums.
vielmehr wird es vom kollektiv bzw. seinen instrumenten und instanzen herrührend in den geist des einzelnen importiert.
die jenigen bei denen diese „behandlung“ funktioniert und jene minderheit, bei der dies nicht der fall ist, beide denken mit den gleichen methoden. der unterschied ihrer urteile liegt nicht im unterschied der denkoperationen sondern im unterschied ihrer perspektiven. bei ein und dem selben sachverhalt werden, je nach perspektive, völlig unterschiedliche bedeutungszuordnungen und darauf bauend völlig verschiedene zusammenhänge hergestellt. so dass am ende ebenso unterschiedliche beurteilungen resultieren.
tritt dieses neue, importierte selbst nun an die stelle des tatsächlichen selbst (prozesse die aus der militärforschung gut erforscht sein sollten) so muss dieses surrogat natürlich bestimmten anforderungen genügen. anforderungen die das originäre selbst bislang geleistet hat.
so kommt es, dass man individualpsychologische züge auch auf der ebene der massenpsychologie findet. das importierte narrativ tendiert, ebenso wie wir es aus der individual-psychologie kennen, zur eigenen verabsolutierung, zum anspruch der sogenannten alternativlosigkeit und zu ausgeprägter parteilichkeit, trotz der gegenteiligen behauptung eigener reiner vernünftigkeit und fehlender parteilichkeit.
vernunft und unparteilichkeit sind freilich grössen, deren verbindlichkeit sich stets auf jene beschränkt, denen solche inhalte infiltriert werden, nicht aber jene betriff, von denen diese inhalte ausgehen.
das individuum wird somit in seinen individualpsychologischen bedürftigkeiten vollumfänglich bedient, während es sich selbst in die eigene tasche lügt, wenn es objektivität für seine positionen beansprucht und seine meinungen als wahrheiten verabsolutiert.
somit hat das kollektiv in gestalt des staates bzgl. seiner schutzfunktionen eine völlige kehrtwendung gemacht.
im dienste totalitärer subtiler gleichschaltung überträgt der staat zwar seine perspektive auf den einzelnen, übernimmt zugleich aber eben jene züge individueller geistig seelischer mechanismen, so dass der staat selbst zum analogon des einzelnen wird.
hatte der staat zu pluralistischen zeiten noch die aufgabe den einzelnen in seiner ungleichheit zu schützen, so hat sich in dieser monistischen phase seine aufgabe ins gegenteil verkehrt und er schützt nun das neue kollektive selbst, das gemeinsame einheitliche narrativ vor allen angriffen durch individuelle geistige aktivitäten einzelner.
damit kommen wir zu der frage, wie es dazu kommen kann, dass der einzelne, diese feindliche übernahme seines geistes überhaupt zulässt.
dazu muss man sich noch weiter von der die fragen aufwerfenden ebene entfernen und ontogenetisch zurück in die kindheit gehen.
die horte der staatlichen erziehung gleichen quarantänestationen, auf denen die zu erziehenden in beziehungs- und liebes-deprivation dahinfristen. dabei findet eine systematische indoktrination und konditionierung statt, wie sie wohl einzig in der geschichte sind. das ganze bleibt unbeachtet, weil es unter dem schirm der normalität verschwindet.
hier nun wird die erste illusion verankert, verfestigt und verdichtet. die illusion der mensch sei ein vernunftbestimmtes wesen.
man entkoppelt den menschen von allen tiefergehenden bindungen und emotionen und verhindert damit individuelle motivationsstrukturen. vermittels dieser art von deprivation und dem hochgradig artifiziellen rahmen seines daseins steuert man den modernen menschen nur mehr regelbedingt rational.
so entwickelt sich ein mensch dem just die irrationalen ebenen fehlen, mittels derer er sich seiner vernunft bedienen würde, in deren diensten seine vernunft natürlicher weise stünde.
statt dessen entsteht ein seines selbstzweckes enthobener mensch, der tatsächlich nur mehr rational, sprich vernünftig funktioniert.
das sich damit bildende vakuum, bleibt natürlich nicht frei, sondern muss aufgefüllt werden, um die funktionsfähigkeit des individuums aufrechtzuerhalten.
aufgefüllt wird es nun von den nach macht strebenden strukturen des kollektivs, mit dessen surrogaten. surrogate die totale kontrolle des menschen ermöglichen, ohne dass sich dieser darüber überhaupt noch gewahr wird oder irgendeine form der motivation zu widerstand generieren könnte.
das individuum erfährt massive verstärkung vermittels seiner eitelkeit, wähnt sich so rational und vernünftig, wie es tatsächlich auf diese reduziert wurde.
das identität stiftende steuernde selbstkonzept wird dabei von außen importiert, sozusagen aus der geistig mentalen cloud des kollektivs. mittels dieser techniken können die massen hochgradig effektiv kontrolliert werden, ohne sich dessen bewusst zu werden, ganz einfach, weil sie an der entwicklung der dazu erforderlichen kognitiven strukturen gehindert wurden.
die sich aus der scheinvernunft ableitende abhängigkeit von den aus der kollektiven cloud importierten elementen führt natürlich dazu, dass der einzelne nicht nur der illusion erliegt vernunftgesteuert zu sein, sondern auch dazu, dass das fremde importierte selbst, für das eigene gehalten wird.
das was hier also geschieht, ist die systematische selektive unterdrückung der entwicklung bestimmter mentaler organe. diese werden so dann in form von surrogaten von eben den kräften feil geboten, die zuvor die entwicklung autonomer organe unterdrückt haben.
eine begleiterscheinung dieser prozesse ist das rapid reduzierte zeitfenster der konzentrationsfähigkeit des einzelnen.
wenn jene mentalen organe auf die das individuum normaler weise zurückgreift, nicht mehr verfügbar sind, innerhalb des einzelnen also fehlen und statt dessen mit der flüchtigkeit von bildschirminhalten von außen bereitgestellt werden, so mangelt es dem individuum an jener kontemplativen ebene fokussierter gegenwärtigkeit von inhalten, also an konzentration.
das zeitliche fenster fokussierter geistiger aktivität wird immer kürzer, ebenso wie die so geformten gedanken. ist der zeitliche horizont der geistigen aktivität erst einmal weit genug gesunken, so verliert das individuum neben fehlender motivation dazu, nun auch noch die geistige fähigkeit dazu, gedanken zu entwickeln, die geignet wären, der komplexität der eigenen realität gerecht zu werden.
dort, von wo das individuum nun solche perspektiven übernehmen könnte, wird es zwar vieles finden, nur eines nicht – eine zu seiner eigenen verfassung kritische perspektive.