„International in der Kritik stehen“
Das ist eine der rhetorischen Phrasen deren Technik darin besteht, den Urheber einer These
zu diskreditieren, anstatt die These selber zu widerlegen.
Bereits der Einsatz dieser Technik muss als Indikator der Richtigkeit der These verstanden werden.
Die Unrichtigkeit der These wird dabei damit begründet, dass eine Autorität den Urheber verurteilt bzw. einer Schändlichkeit bezichtigt.
Die Autorität ist die Autorität der Mehrheit. Wahrheitsfindung wird somit zu einer Frage der Mehrheit. Der Wahrheitsgehalt einer Aussage ist demnach weniger eine Frage des Inhaltes einer Aussage, als vielmehr der Frage wer diese Aussage tätigt – in diesem Falle also ein einzelner oder viele, ein Laie oder ein Experte.
Der Urheber einer bestimmten These wird dabei in einem Kontext verurteilt, der in unmittelbarem aber höchst negativem Zusammenhang mit dem Aufstellen der These steht.
Das negative Urteil umgeht allerdings die direkte Auseinandersetzung mit der speziellen These, statt dessen wendet sich das Urteil ganz allgemein gegen die Art und Weise wie der Urheber einer bestimmten These seine Thesen aufstellt.
Es gilt das Motto, wer einmal lügt dem glaubt man nicht.
So lautet das Urteil dann auch ganz allgemein auf Desinformation oder Lügenpropaganda. Auf die spezielle These wird dabei gar nicht eingegangen.
Die Mehrheit wird dabei noch aufgewertet, indem man sie zu einer internationalen Mehrheit erklärt.
Auf diese Weise wird nicht die These selber demontiert sondern der Urheber der These. Er wird persönlich angegriffen und als nicht vertrauenswürdig verunglimpft. Die Kritik wird also auf die persönliche Ebene gezogen, weshalb es so wichtig ist, auch bei der Verunglimpfung des Urhebers einer These auf dessen grundsätzlich und maximal schlechtes Image hinzu arbeiten.
Der Urheber der zu bekämpfenden Thesen wird dabei so wie z. B. Putin persönlich derart dämonisiert, dass er in der allgemeinen Darstellung zum Synonym des Schlechten selbst oder und als psychisch krank dargestellt wird.
Eine andere Technik der Unglaubwürdigmachung besteht im Einsatz von Tabus. Der Urheber einer These wird ganz generell oder aber vermittels seiner These des Bruches eines Tabus bezichtigt.
Der Tabubruch ist ein derart schweres Vergehen, dass eine derart negative Klassifizierung der These und ihres Urhebers resultiert, dass seine Äußerungen keine Beachtung mehr finden.
Denn derjenige der sich dieser Aussagen noch annimmt riskiert dann selbst sich des Verdachtes des Tabubruches auszusetzen.
Tabubruch bedeutet im Gefolge soziale Ächtung und Ausstoßung, ist also ein extrem mächtiges Mittel der Steuerung der öffentlichen Meinungsbildung. Der Verfügbarkeit von Tabus kommt also eine tragende Rolle zu.
Man bedient sich also eines durchaus sehr komplexen Mechanismus, weshalb es sich natürlich fragt, warum man nicht wesentlich einfacher, einfach nur den Fehler der These selbst benennt. Das fragt es sich natürlich umso mehr, je offensichtlicher nun ja angeblich die Falschheit der These sein soll.