„alternativlos“ ist das neue Schlüsselwort einer neuen Form von diktatur.

Diese neue form der diktatur besteht in einer verlagerung der urteilsbildung vom individuum auf das Kollektiv, genauer gesagt auf bestimmte Instrumente der urteilsbildung, deren Existenz das Produkt kollektiv technologischer Strukturen ist.

Diese Strukturen sind in ihrer existenz zwar kollektiven Ursprungs, spiegeln aber in ihrer urteilsbildung keinerlei kollektive Elemente.

Die urteilsbildung dieser technologischen Strukturen folgt in keinster Weise irgendeiner Form von Volkswillen, sie ist lediglich das Produkt bestimmter Algorithmen und der in diese eingespeisten Informationen.

Die auswahl der Algorithmen sowie die Auswahl der eingespeisten Informationen unterliegt der absoluten Kontrolle durch jene, die Macht im Kollektiv inhaben.

Somit haben wir es mit der fundamentalsten Bedrohung der Demokratie seit ihrer errungenschaft zu tun.

Das privileg der urteilsbildung wird dem sogenannten souverän sukzessive wieder entzogen. Es wird zwar nicht wieder direkt auf die herrschende minderheit zurückverlagert, indirekt aber sehr wohl, da die herrschende minderheit den gesamten technologisierten Prozess der urteilsbildung steuert und kontrolliert.

Die öffentliche urteilsbildung ist dem souverän, dem Volk damit zwar wieder entzogen, dies wird aber dadurch verschleiert, dass sie nicht unmittelbar auf Menschen, sondern auf kollektive Institutionen und intelligente Maschine verlagert wird.

Diese Strukturen erheben den Anspruch auf Rationalität und wahrheit. Die sich daraus ergebende absolute autorität leitet sich also nicht mehr aus der göttlichkeit ihrer quellen, sondern aus der angeblichen wissenschaftlichkeit dieser quellen ab.

Von wissenschaftlichkeit dieser quellen kann aber so wenig die Rede sein, wie diese quellen keineswegs mehr der wertfreiheit verpflichtet sind. Vielmehr folgen sie einem wertediktat, das unter kollektiver Kontrolle und damit wiederum unter Kontrolle der herrschenden steht.

Analog zu früheren zeiten resultiert auch diesmal wieder der diktatorische Charakter der urteilsbildung, der sich diesmal jedoch im begriff der alternativlosigkeit ausdrückt.

Sukzessive kommt es dabei zu einer immer weiter um sich greifenden entmündigung des ehemaligen souveräns und damit des individuums.

Damit verbunden ist die Notwendigkeit einer neudefinition des menschenbildes, jenseits der autorität des individuums, seiner Vernunft, seines willens und seines Urteils. Ein Prozess der voraussichtlich dahingehend voranschreitet, dass das gesamte kognitive Geschehen einem zentralisierungsprozess weg vom individuum hin auf das kollektiv unterworfen sein wird. Das monopol der urteilsbildung wird auf diese technologischen kollektiven strukturen übertragen, um deren produkte so dann verbindlich und einheitlich auf die masse der individuen zu übertragen.

Damit endet jede Form von kognitivem pluralismus. Durch die systemrelevanz dieser totalitären massengleichschaltung wird die teilhabe daran zum Zwang.

Damit reduziert sich der Mensch auf eine hedonistische grösse, die sich nur mehr in dem vom kollektiv diktierten Rahmen bewegen darf.