es gibt entwicklungen in dieser hochmodernen gesellschaft die stark archaische züge aufweisen. dies soll keine wertung darstellen sondern lediglich eine feststellung.
es ist richtig, dass der einzelne konkrete mensch insbesondere, wenn er träger des männlichen geschlechtes ist, einer massiven reduktion seiner unmittelbaren macht unterworfen wurde und wird.
und dennoch kommt es in dieser hochmodernen, entmaskulinisierten gesellschaft unübersehbar zu einer allen pazifistischen verlautbarungen entgegengesetzen tendenz massiver anonymisierter kriegslust.
hier bricht sich gerade eine kriegslust den weg in die reale wirklichkeit, der in friedenszeiten zusehend durch virtuelle spiele ein virtueller raum geschaffen wurde.
fast möchte man meinen, der einzelne kompensiert seine totale individuelle entmachtung und erdrosselung in sogenannten friedenszeiten jetzt durch um so heftigeres einfallen in den chor der kriegshetze.
scheinbarer pazifismus, femininisierung, entmännlichung alleroten, sprachliche neukonstruktionen der welt und des menschen und allgegenwärtige kontrolle durch ein allmächtiges system, belegen alle von diesem system unterworfenen mit maximaler intolleranz gegenüber jedem, der es wagt sich diesem system nicht in gleicher weise unterwerfen.
so spiegelt der gegenwärtige hass gegenüber allem russischen und insbesondere gegenüber einer derart männlich auftretenden figur, wie putin es ist, eben gerade bei denen einen so enormen hass, die gerne von sich behaupten, das vollkommene gegenteil von putin zu sein.
anders formuliert, hier tritt die zu den gesellschaftlichen konditionierungen entgegengerichtete komplementäre wahrheit des menschen ans licht.
aus der kombination beider mechanismen, jener der unterdrückung und jener der enthemmung durch anonymisierung vermittels des gesellschaftlichen kollektivs, resultieren nun also tendenzen, die scheinbar so gar nicht zur moderne passen.
das phänomen der anonymisierung erinnert an den archaischen mechanismus der frechheiten kleiner schulkinder, solange sie sich in der anonymität des klassenkollektivs verbergen können. auch hier tritt der einzelne nur so lange in seiner wahrheit auf, wie er sich in seiner tatsächlichen individualität in der masse verbergen kann.
der krieg offenbart somit tiefere wahrheiten des menschen, die in friedenszeiten durch das arsenal gesellschaftlicher repräsalien gegenüber dem einzelnen nur allzu leicht überdeckt werden.