Es ist ein globales Phänomen, das insbesondere von westlich geprägten Ländern ausgeht – die Gefährdung der Demokratie und damit verknüpft des Menschen.
Diese Gefährdung geht speziell von jenen Kräften aus, die eben diesen Slogan von der Gefährdung der Demokratie gegen ihren politischen Gegner instrumentalisieren.
Wie ist das zu verstehen, wenn genau jene die Demokratie bedrohen, die behaupten sie zu schützen? Es ist zu verstehen, wenn jene „Beschützer“ der Demokratie etwas beschützen, das sie zwar Demokratie nennen, das aber nicht Demokratie im Sinne des Begriffes ist.
Das was sie beschützen, das ist ein Produkt einer Entwicklung, die unter dem Anspruch demokratischer Verhältnisse von statten ging. Im weitesten Sinne ist es ein bestimmtes System, das sich durch eine bestimmte Form zu leben, eine bestimmte Kultur und bestimmte Machtverhältnisse, also eine bestimmte herrschende Kaste kennzeichnet.
Sie bezeichnen also dieses spezifische System mit dem Begriff „Demokratie“ und vertauschen damit im besten Falle, mindestens Ursache und Wirkung. Sie tun dies um den Status quo des Systems von einer Alternative zu einer Alternativlosigkeit zu erhöhen. Sie tun dies um Schutzmechanismen die eigentlich auf den Begriff der Demokratie beschränkt sind auf ihr System anzuwenden.
Wenn nun solche Systeme das Ergebnis demokratischer Entscheidungsprozesse sind, so gibt es natürlich eine Vielzahl möglicher Ergebnisse demokratischer Entscheidungsprozesse. Demokratie ist somit ergebnisoffen, Demokratie kann zu völlig unterschiedlichen Systemen führen. Es gibt nicht eine bestimmte Demokratie. Demokratie ist ein offener Weg zur Entscheidung. Demokratie ist die Ursache, nicht die Wirkung. Demokratie gehört niemandem.
Völlig anders gestaltet es sich jedoch, wenn man ein ganz bestimmtes System, z.B. den Status quo gleich der Demokratie setzt. Dann teilen sich demokratische Entscheidungen in zwei Klassen, so wie wir das gegenwärtig erleben. Jene Entscheidungen die mit diesem einen System kompatibel sind und jene Entscheidungen die mit diesem einen System nicht kompatibel sind.
Wenn man nun das System des Status quo mit Demokratie gleichsetzt, also Demokratie auf genau dieses System beschränkt, so verliert Demokratie ihre Offenheit. Demokratische Entscheidungen, die dann nicht mehr systemkompatibel sind lösen das System nicht ab sondern werden ihrerseits von eben diesem System beseitigt, in dem man sie als antidemokratisch, ja kriminell deklariert.
Wenn man dann noch in einem zweiten Schritt den neutralen Staat mit dem konkreten System d.h. den ideologischen Machtapparat des Systems gleichsetzt, so hat man durch diese weitere unwahrhaftige Gleichsetzung einen Weg gefunden nicht nur die demokratische Ablösung des herrschenden Systems zu delegitimieren sondern auch jede Kritik an der herrschenden Politik.
Das herrschende Status quo-System hat sich also durch Gleichsetzung mit geschützten Elementen eben den Schutz erlogen, der eigentlich weder dem System noch seinen Elementen zukommt. Mehr noch das System hat es geschafft die Macht- und Kontrollverhältnisse umzukehren. Nicht mehr das Volk und die Gesetze kontrollieren die Herrschenden sondern die Herrschenden kontrollieren das Volk und die Gesetze bzw. den Staatsapparat.
Es hat sich somit über die Jahre ein System mit ganz bestimmten Strukturen etabliert, das in totalitärer Konkurrenz zur Demokratie und ihrer Offenheit steht. Dieses System hat sich zum Zwecke seiner Stabilit aber nicht nur massiv selbst aufgewertet, in dem es den Anspruch auf Attribute erhebt, die ihm seinem Weseb nach gar nicht zustehen. Das System hat umgekehrt auch die Demokratie indirekt abgewertet.
Diese Abwertung erfolgte dadurch, dass der für Demokratie wesentliche Prozess der individuellen Entscheidungsfindung abgewertet wird. Dazu stellt das System dem subjektiven Entscheidungsprozess des Individuums den ansprüchlich „objektiven“ Entscheidungsprozess des Kollektivs, genannt Wissenschaft gegenüber.
Durch diese Gegenüberstellung wird der subjektive Entscheidungsprozess des Individuums abgewertet, weil der „objektive“ Entscheidungsprozess sogenannter Wissenschaft sich angeblich in höherem Grade an der sogenannten Wahrheit orientiert.
Durch die rasante Durchdringung fast aller Lebensbereiche mit sogenannter Wissenschaftlichkeit und ein Heer an sogenannten Experten erfährt der individuelle Entscheidungsprozess im Sinne der Demokratie eine massive Abwertung, ja Delegitimierung. Alles wofür es sogenannte wissenschaftliche Erkenntnisse gibt oder geben soll wird somit stillschweigend der demokratischen Entscheidungsbefugnis des Individuums entzogen und diese somit delegitimiert.
Der Begriff der Wissenschaftlichkeit ist bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn Wissenschaft definiert sich ja gerade dadurch, dass sie nicht demokratisch und nicht mehrheitlich entscheidet, sondern kontrovers diskutiert. Wissenschaft ist wertfrei und ihrem Wesen nach gar nicht im Stande politische Entscheidungen zu treffen.
Dieses Vermögen wird ihr erst dadurch vermittelt, dass es zum selektiven Prozess der Beschränkung der Wissenschaft auf ganz bestimmte Teile dieser Wissenschaft kommt und diese vorgegebenen Ergebnissen die erforderlichen Argumente liefern, während dazu im Widerspruchstehende Kräfte ausgeschaltet werden. Welcher Art diese Selektion ist, ist natürlich keine Frage des Wahrheitsgehaltes des jeweils auserwählten Teiles der Wissenschaft sondern eine interessensgelenkte und durch Geld realisierte Auswahl.
Die durch die auserwählte Wissenschaft behaupteten Positionen haben den enormen Vorteil einerseits vom Kapital vollumfänglich steuerbar, eben käuflich weil abhängig zu sein und andererseits gegenüber widersprechenden Positionen einzelner Individuuen praktisch immun zu sein, weil das normale, durchschnittliche Individuum eben kein Experte auf diesem Gebiet ist und somit kognitv schlicht nicht in der Lage ist, den vorgeblich „wissenschaftlichen“ Theorie Paroli zu bieten.
Das bedeutet nichts weniger als die fundamentalste Delegitimierung der Entscheidungsbildung des Individuums, womit der Demokratie im Sinne des Begriffes ihre zentralste Grundlage entzogen wird. Demokratie ist somit nicht nur in Gefahr, sie ist in existenziellster Gefahr!
Wir haben es somit mit nicht weniger zu tun, als der finalen Abschaffung der Demokratie. Demokratie als Mittel zur Befreiung des Volkes von der Diktatur der herrschenden Klasse ist somit faktisch wieder abgeschafft ebenso wie der mündige Bürger, der sich seines eigenen Verstandes bedient. Die sogenannte Aufklärung erfährt ihre Rückabwicklung. Anders formuliert, die herrschende Klasse hat Demokratie und Aufklärung überwunden und die Macht wieder an sich gerissen. Die Erkenntnisse über die im Verborgenen laufenden Prozesse während der Corona-Zeit illustrieren diese Verhältnisse eindrucksvoll.
Demokratie im Sinne des Begriffes wusste um die Unfähigkeit der Wissenschaft politische Entscheidungen zu treffen, sie hat ganz bewusst dem subjektiven Charakter individueller Entscheidungen gehuldigt und das Individuum als Subjekt behandelt. Das Individuum als Subjekt entscheidet subjektiv d.h. der subjektive Charakter seiner Entscheidungen, individuelle Interessen und sein, das Individuum zum Subjekt kürender Wille wurde von der Demokratie ganz bewusst anerkannt und politisch realisiert.
Vermittels des Tricks sogenannter Wissenschaftlichkeit der Entscheidungsfindung, wurde die Instanz des Subjektes nun aber politisch vollständig ausgehebelt, was uns in eben genau die Situation bringt, in der wir uns heute befinden.
Die Entscheidungen des Individuums werden fortschreitend auf immer irrelevantere Ebenen und schließlich auf bloße Mitteilung der eigenen Befindlichkeit im Sinne von Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit beschränkt.
Schließlich wird auch dieser Bereich verschwinden, weil das System Dank seiner technischen Möglichkeiten früher oder später den Anspruch erheben wird, besser als das Individuum selber zu wissen, was gut für das Individuum ist, was es will und was es nicht will.
Damit werden dann Wahlen jeglicher Art als unsinnig erklärt und beseitigt. Das Individuum wird als Subjekt beseitigt und damit als Träger der sogenannten Würde des Menschen.
Man kann auch sagen, der Mensch als Mensch im Sinne der Demokratie wird gerade beseitigt.
Und um diese Prozesse nicht an noch möglichen demokratischen Widerständen scheitern zu lassen, erfährt das Individuum eine Konditionierung die es zur Unwilligkeit wenn nicht zur Unfähigkeit am politischen Widerstand führt.
Ist dieser Prozess erst einmal vollständig durchlaufen, so charakterisiert er sich durch eine höchstwahrscheinliche Irreversibilität. Es geht gegenwärtig also um alles oder nichts!!!
Nicht nur die Demokratie selber steht auf dem Spiel auch der Mensch selber steht auf dem Spiel!!!
Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten verschiebt den uralten Konflikt zwischen dem Teil – dem Individuum und dem Ganzen – dem Kollektiv immer weiter zu gunsten des Kollektivs.
In einem Kollektiv das unter der Kontrolle des Kapitals steht profitiert insbesondere die herrschende Kaste durch die stetig voranschreitende Entmachtung des Einzelnen.
Der Einzelne wird seinerseits dadurch geschwächt, dass er fortschreitend aus sozialen Banden gelöst wird und seiner systemunabhängigen Identität beraubt wird.
Man kann und muss das ganze als Krieg bezeichnen, ein Krieg dessen mächtigste Waffe die geistige Kontrolle der Menschen ist.