Willen ist eine subjektive Grösse. Subjektive Grössen drücken sich durch ihr Eigenleben ihren Existenzwillen aus. Subjektive Grössen bedingen Vielfalt und Unterschiede. Viele Menschen bedingen viele Willen und somit Vielfalt und Unterschiede.
Einzelne Menschen drücken sich in einzelnen Willen aus. Herrscher die herrschen wollen und nicht repräsentieren, orientieren sich – so wie die aktuelle Politik dies explizit von sich selbst behauptet – nicht an den vielen Willen der vielen Menschen und Wähler sondern am einen eigenen Willen.
Sie streben also nach Mitteln, die einem einzelnen Willen die Vorherrschaft in der Gesellschaft einräumen.
Dies tun sie, indem sie diesen ihren Willen nicht mehr als Willen bezeichnen, sondern als Wahrheit und daraus den Anspruch auf Notwendigkeit ableiten.
Dafür haben sie das Wort „alternativlos“ geprägt. Dieses Unwort ist Ausdruck jenes Trend’s weg von der Alternative, weg von der Vielfalt, weg vom Subjekt, weg vom Willen, weg von der Demokratie.
„Alternativlosigkeit“ ist nichts anderes als ein wissenschaftlich verklausulierter Begriff für Diktatur!
Nun überbieten sich gerade die Akteure dieser Agenda darinnen, die Diktaturen früherer Zeiten ob iher Unmenschlichkeit wegen zu verdammen. Dabei ist ihre neue, verschleierte Form der Diktatur noch um Quantensprünge unmenschlicher, da sie nicht nur dem Menschsein einzelner Gruppen die Existenzberechtigung abstreitet, sondern gleich der gesamten Menschheit!
Um nun den eigenen willen, der lediglich nicht mehr als solcher bezeichnet wird, zur absoluten Dominanz zu verhelfen, operieren diese Politiker nicht mehr gleich einer Sammellinse für die Willen des Volkes.
Nein, sie werfen das ganze Volk unter den Fokus jener Brennlinse staatlicher Gewalt, mit welcher sie ihren eigenen Willen millionenfach verstärken. Und dieser Feuerstrahl ihres eigenen Willens, den sie mittels staatlicher Instrumente der Macht millionenfach verstärkt haben, richten sie nun auf das Volk – was sie aber schon damit bestreiten, dass sie die Existenz eben dieses Volkes ja auch bestreiten. Denn wenn es den gar nicht gibt, den sie angeblich „erschossen“ haben, so können sie ihn ja gar nicht „erschossen“ haben.
Mehr noch, sie werden zwar das Volk und den Begriff des Volkes beseitigen und sie befleißigen sich ja schon längst intensivst darum. Sie werden dann aber jenen Einzelnen die sie als Ganzheit beseitigt haben suggerieren, dass sie sie gar nicht beseitigt sondern in Wahrheit nur befreit haben, weil ihr wahres Wesen nicht jenes überwundene sei sondern jenes, das sie nun angeblich nur befreit haben.
Damit haben sie das komplette Prinzip dessen, was sie Demokratie nennen und womit sie ihre gesammelte Allmacht zu rechtfertigen pflegen ins genaue Gegenteil verdreht.
Sie nutzen den Staatsapparat dazu nicht mehr den Willen des Volkes durchzusetzen sondern ihren eigenen. Dazu benötigen sie aber nicht nur die reinen Mittel der Macht, derer sie sich bedienen, wenn sie die Stastsmacht für ihre Zwecke instrumentalisieren, nein sie benötigen noch etwas anderes. Sie benötigen eine rhetorische Waffe um den Willen als solchen und die vielfalt der Willen zu erschlagen.
Dazu mißbrauchen sie die Wissenschaft. Wissenschaftliche Aussagen haben verschiedene Eigenschaften, welche jenen höchst willkommen sein müssen, die nach diktatorischer Macht streben.
Zum einen erheben wissenschaftliche Aussagen den Anspruch auf Wahrheit. Der Anspruch auf Wahrheit ist ein exklusiver Anspruch auf Meinung.
So wie das was zur Wahrheit erklärt wird, das ausschließt, dem das Attribut der Wahrheit nicht zugeteilt wird, so schließt diese eine exklusive Meinung nun alle anderen abweichenden Meinungen aus.
Je mehr Bereiche des Lebens der Menschen auf diese Weise zum Objekt sogenannter Wissenschaft werden, desto mehr Bereiche gibt es, auf die sich ihr darauf bauender Herrschaftsanspruch ausdehnt.
Sobald die Herrschenden also zu irgendeinem Lebensbereich eine neue „Wahrheit“ generieren haben lassen, haben sie dem Willen des Einzelnen wieder einen weiteren Lebensbereich entzogen.
Der Wahrheitsmonismus wissenschaftlicher Theorien ( natürlich der jeweils gewünschten Formen und Richtungen solcher Theorien…) wird zu einem Meinungsmonismus umtransformiert.
Die Herrschenden die die Wissenschaft kontrollieren und instrumentalisieren, haben sich auf diese Weise eine neue Form des Meinungs-Monopols erschaffen.
Der Raum für den subjektiven Willen des Subjektes Mensch wird daher immer kleiner.
Der zweite höchst willkommene Aspekt wissenschaftlicher Aussagen ist der der Überlegenheit und dem daraus abgeleiteten Anspruch auf das Recht zur Bevormundung.
Das Wesen von Herrschaft ist Bevormundung. Der Herrschende trifft Entscheidungen die für den Beherrschten verbindlich werden.
Er rechtfertigt dies damit dass seine Entscheidungen eher zum wohle des Beherrschten ausfallen, als dessen eigene Entscheidungen dies tun würden. Das bedeutet Rechtfertigung mittels kognitiver Überlegenheit.
Kognitive Überlegenheit begründet er damit, dass sein Wissen grösser ist und einen höheren Wahrheitsgrad aufweist, als das Wissen des Beherrschten.
Die Wissenschaft liefert dem Herrschenden mit dem Wahrheitsanspruch ihrer Aussagen also genau die Instrumente, welcher der Herrschende bedarf, um die Menschen die er beherrschen will zu bevormunden.
So kommt es dann, dass Strukturen eines gesellschaftlichen und politischen Systems dazu führen, dass Charaktere ohne Reife, ohne Bildung, ohne Erfahrung und Weitsicht, ohne Wissen und Intelligenz – man ist stark an die Zeiten der Herrschaft von Klerus und Adel erinnert – allein deshalb an die Macht kommen, weil sie jene Stellen besetzen, die mit eben jenen Instrumenten der Macht bestückt sind.
Setzt sich dieser Trend fort, so resultiert die Abschaffung des Subjektes, die Abschaffung des Willens und der Subjektivität und damit die Abschaffung des Menschen als individueller Kreatur, die Abschaffung der Vielfalt und die Abschaffung der Demokratie.
Es bedarf also einer grundlegenden Reform die ob des Widerstandes der Herrschenden nur vermittels einer Revolution umsetzbar sein wird.