überzeugen bedeutet nicht Zustimmung erzeugen im sinne eigenen urteilens eines Rezipienten, überzeugen bedeutet Übernahme eines Urteils durch den Rezipienten.
Zustimmung und Übernahme sind grundsätzlich verschieden.
Bei der übernahme geht es weder um wahrheit, Richtigkeit oder Moral und die entscheidende Instanz des Rezipienten, es geht um ungleich andere und mehr Faktoren, die alle Einfluss darauf nehmen, dass Menschen die Urteile anderer übernehmen.
Die grösste macht hat schließlich der, der es schafft zu bestimmen, welche Urteile Menschen ihr eigen nennen. Bestimme ich die Urteile auf deren grundlage Menschen ihre Entscheidungen fällen, so bestimme ich ihre Entscheidungen und damit auch ihr Verhalten.
Die Übernahme eines Urteils, das scheinbare geistige zustimmen, beschränkt sich keinesfalls auf nur geistig, rationale Prozesse.
Vielmehr ist zu vermuten, dass der prozess der Übernahme von Urteilen ein geschehen ist, das gerade nicht der Kontrolle des subjektes unterworfen ist, sondern sich umgekehrt das subjekt, es kontrollierend, unterwirft.
So wenig schmeichelhaft es klingt, der menschliche Geist mag zwar ein sehr komplexes System darstellen, aber auch ein eben so kausales, wie die pawlowschen Reflexe.
Die kontrollierbarkeit des Geistes zu übersehen dürfte der alles entscheidende Denkfehler sein, wenn es um die Legende, des freien Geistes geht.
Die mechanismen dieses Geistes ziehen seiner Freiheit so enge Grenzen, dass jeder, der sich dieser Mechanismen gewahr wird und sie zu nutzen versteht, diesen Geist lenken und kontrollieren kann, während dieser Geist weiterhin glaubt und vorsätzlich auch in dem Glauben gehalten wird, eine Entität zu sein, die selber Herr ihres geistigen Lebens, ihrer Urteile und Entscheidungen ist.
Um also den kleinen mann beherrschen zu können, halte man ihn in dem Glauben seiner geistigen Freiheit. Auf diese weise kann man ihn bestrafen (was nichts anderes bewirkt als weitere kontrolle) wenn die vorausgehende Kontrolle durch Steuerung seiner Entscheidungen versagt. Und weil der kleine Mann ja an seine geistige Freiheit glaubt (die ihn für die Bestrafung erst schuldfähig macht) kann er überhaupt nicht erkennen, dass und wie er gesteuert wird. Ein geniales System.
Die Komplexität der mechanismen dieses Geistes war bis zur Entwicklung des computers so komplex, dass sie kausal nicht begreifbar war und daher frei erschien. Mit der Möglichkeit immer komplexere datengebilde zu analysieren werden die mechanismen denen der menschliche Geist unterworfen ist zug um zug sichtbar.
Der Geist wird entmystifiziert und das subjekt enthauptet. Der Mensch ist dahin und seine Würde schmilzt wie Eis in der Wüste.
Das was man Demokratie nennt, setzt alles das voraus, was hier zu graben getragen wird. Das ist keine Demokratie mehr, wenn der Mensch nicht mehr der Herr sei er Urteile und Entscheidungen ist.