denken als systemischer prozess basiert auf 3 Grundlagen. Erstens bestimmten isolierten allgemeinen Prämissen. Zweitens bestimmten Formen der Verknüpfung dieser Prämissen. Drittens der widerspruchslosen Integration aller weiteren Inhalte im Sinne konkreter Fälle der allgemeinen Prämissen.

Kognitiv setzt dieses System für viele Menschen auch deren kognitive Grenzen. Sie bewegen sich nur innerhalb dieses Systems, sie verlassen es nicht.

Der Aufenthalt innerhalb des Systems liefert vorzüge, die mit dem verlassen des Systems bzw. dem überschreiten seiner Grenzen verloren gehen bzw. reduziert werden.

Das system ist unmittelbarer Ausdruck von empathie und der sozialen Zugehörigkeit des einzelnen zum kollektiv. Gemeinsame Sprache und gemeinsame denkformen und Inhalte vermitteln jenes Gefühl der Zugehörigkeit, das den Menschen aus den ängsten der Einsamkeit und der sozialen Isolation befreit.

Die beschränkung auf das System bietet bequemlichkeiten. Die bequemlichkeit kognitive Strukturen benutzen zu können ohne sie erzeugen zu müssen.

Das System liefert Sicherheit, die Sicherheit vor kritik. Man kann die Strukturen des Systems zwar benutzen, ist für deren unzulänglichkeiten aber nicht selbst verantwortlich. Die Verantwortlichkeit für das System und somit das eigene Denken liegt in einem diffusen „man“.

Das System liefert orientierung. Das System wird als Modell der wahrheit benutzt, unausgesprochen aber mit der wahrheit gleichgesetzt. Das Modell wird daher nicht als Modell erlebt sondern als Realität. Damit verschafft das Vertrauen in das System ein Gefühl unbedingten Orientierung.

Angriffe auf das System werden daher auch mit grosser kollektiver Sensibilität abgewehrt. Bedrohen kritik und zweifel am System doch nicht nur das Gefühl von Orientierung und damit auch die Handlungsfähigkeit des einzelnen sondern auch sein Gefühl der Zugehörigkeit.

Der wahrheitsbegriff beschränkt sich im Falle der beschränkung auf das System auf die widerspruchsfreiheit der Inhalte innerhalb des Systems.

Für Menschen die sich kognitiv also nur innerhalb des Systems bewegen hat der wahrheitsbegriff eine vollkommen andere Bedeutung, als für Menschen, die die Grenzen des Systems überschreiten.

Innerhalb des Systems setzt das ganze des Systems, also das System selbst den Maßstab für wahrheit. Das System kann sich also nicht selbst in frage stellen oder seiner Unwahrheit überführen.

Der Gebrauch eines bestimmten denksystems erlaubt und ermöglicht stets nur bestimmte Ergebnisse von denkprozessen.

Der Gebrauch eines bestimmten denksystems ist ein Vermögen das langfristig eingeübt werden muss und zentrales Ziel von Schule und Erziehung ist. Das aufzwingen des gebrauches eines bestimmten denksystems ist somit das Zentralste machtmittel überhaupt. Mit nichts kann eine weitergehendere Kontrolle über Menschen ausgeübt werden.

wahrheit entpuppt sich somit als höchst relativer Begriff. Entsprechend verwundert es nicht, wenn sich das politische System dahin bewegt, dass bestimmte systemimmanente Inhalte die der durchsetzung von Interessen dienen per Gesetz in den rang von wahrheiten gehoben werden. Und wenn Kritik und zweifel an diesen wahrheiten ebenfalls per Gesetz verboten werden, so ist dies nichts anderes als systemschutz per Gesetz.

Der dominanten klasse der systemimmanenten Denker stehen zwei Minderheiten gegenüber. Zwei Minderheiten die denksysteme als Modelle verstehen und nicht mit der Realität gleichsetzen.

Sie operieren kognitiv unabhängig vom Verlangen nach den Annehmlichkeiten des verbleibens innerhalb solcher denksysteme.

Entsprechend schlägt diesen Menschen vom heer Der Systemimmanent denkenden auch eine Woge an mißtrauen und Argwohn entgegen.

die systemgrenzen-überschreiter erweitern ihre Sicht durch zwei Perspektiven. Einerseits bringen sie das modell eines denksystems mit der Realität in Bezug. Der Maßstab der wahrheit ist für sie also nicht systemimmanent sondern die außerhalb des systems liegende Realität. Maßstab der wahrheit ist damit das real konkrete, das im eigentlichen Sinne besondere real wirkliche. Man könnte auch sagen, das ist die Perspektive der naturwissenschaftler.

Die zweite Perspektive überschreitet die systemgrenzen am gegenüberliegenden Ende der möglichkeiten. Dabei wird jene Perspektive eingenommen, die sich das System selber zum Gegenstand macht. Das denksystem selber wird zum konkreten Fall und aus der Perspektive einer noch abstrakteren metaebene betrachtet. Maßstab der wahrheit ist in diesem Fall das prinzipiell allgemeinst mögliche. Man könnte auch sagen das ist die Perspektive des Philosophen.

Eine kritische Betrachtung des denkens als systemischer grösse wird daher beide Perspektiven miteinander verbinden.