demokraten und die demokratie führen eine bizarre beziehung. demokraten bezeichnen sich selber als demokratisch. wenn sie sagen sie seien demokratisch, so erklären sie sich zu einer konkreten form, zu einem besonderen fall der allgemeinen form des abstraktums demokratie.
dies ist das, was sie damit zu suggerieren versuchen, wenn sie sich so bezeichnen. Sie tun dies weil es das ist, was heute in der noch-endzeit der demokratie legitimierenden charakter hat.
solange diese relation zwischen dem besonderen, also einem konkreten fall und dem allgemeinen, also dem abstraktum der demokratie aufrecht erhalten bleibt, solange kommt dem prädikat der demokratie noch legitimierende kraft zu.
diese relation setzt allerdings voraus, dass sich das besondere, also die machthaber des konkreten systems, das sich als demokratie bezeichnet, auch den kriterien des abstraktums demokratie unterwirft.
die konkreten machthaber des konkreten systems werden also so lange als möglich versuchen diesen anschein aufrecht zu erhalten. das zentrale kriterium der demokratie allerdings widerspricht dem zentralen interesse der machthaber. machthabet wollen ihre machtmittel selbstherrlich einzusetzen um ihre eigenen absichten und vorstellungen zu verfolgen und zu realisieren, anstatt dienend jene des volkes. macht will nicht dienen sondern herrschen.
das system dieser relation zwischen allgemeinem anspruch und konkreter realität beginnt zu bröckeln. zwar leben wir noch immer in einem zeitalter, in dem dem allgemeinem abstraktum der demokratie jene legitimierende kraft für das besondere konkrete zukommt, aber hinter dieser kulisse hat sich die macht längst vom prädikat der demokratie verabschiedet.
die mächtigen haben quasi im voranschreitenden postdemokratischen zeitalter neue formen der legitimierung von macht entwickelt. das alte system der machtlegitimierung befindet sich im zustand seiner schleichenden ablösung durch ein neues system der legitimation von macht.
das alte system der machtlegitimierung mittels des prädikates der demokratie erinnert heute an das exoskelett eines sich in der metamorphose befindlichen insektes. zwar gibt das alte skelett der demokratie, dem system noch den anschein von halt, form und stabilität, aber nur so lange bis hinter dieser äußeren hülle ein neues skelett herangereift ist, auf dass dann das alte – endlich entbehrlich geworden – endgültig abgestreift wird.
an dieser bizarren stelle der metamorphose befinden wir uns gerade. das prädikat der demokratie dient als jene äußere hülle mittels derer macht noch immer legitimiert werden soll. das aber, was sich insbesondere bei den sich westlich orientiert nennenden systemen geändert hat, das ist die relation zwischen dem allgemeinen und dem besonderen.
eine besonderer konkreter fall des abstraktums demokratie, tritt an die stelle des alten allgemeinen abstraktums demokratie. das system erfährt eine verengung, die verengung vom geist der unbestimmten offenheit aller, hin zur bestimmten geschlossenheit des geistes einzelner.
der inhalt des begriffes demokratie wird durch einen grundsätzlich anderen, prinzipiell gegensätzlichen inhalt ersetzt. damit wandeln sich zwar die kriterien des abstraktums demokratie auf fundamentale weise, der begriff der demokratie aber wird unverändert – diese entwicklung verschleiernd – in seiner alten bedeutung weiter geführt.
eine besondere form des ursprünglich allgemeinen, anders gesagt ein ganz bestimmtes produkt der demokratie im ursprünglichen sinne, also im sinne eines entscheidungsprozesses, wurde zum neuen abstraktum der demokratie erhoben. man könnte auch sagen, ein besonderes wird zum allgemeinen erklärt.
nun was bedeutet dies eigentlich? eine bestimmte perspektive tritt an die stelle der vielfalt der unübersehbar vielen möglichen perspektiven. diese vielfalt der möglichen perspektiven ergibt sich aus der offenheit des entscheidungsprozesses. demokratie im klassischen sinne steht also nicht für den vollzug eines bestimmten entscheidungsprozesses, sondern die unvorhersehbare offenheit des entscheidungsprozesses. diese offenheit gibt dem willen des subjektes, wie der subjekte den existenziell erforderlichen spielraum. ohne diesen spielraum verliert der willen des subjektes seine herrschaft, was nichts anderes bedeutet seine unterwerfung unter einen anderen herrn – also eine diktatur.
die singularität der einen perspektive, die nun an die stelle der pluralität der perspektiven getreten ist, ergibt sich aus bestimmten entscheidungsprozessen.
der prozess der entscheidung für eine bestimmte perspektive und schließt alle anderen perspektiven aus.
in auflösung des kerns der demokratie wird der prozess der entscheidungsfindung von den vielen beherrschten subjekten wieder auf die wenigen herrschenden subjekte übertragen. die wenigen herrschenden subjekte geben die ergebnisse ihrer entscheidungsprozesse so dann als für die vielen beherrschten verbindliche dogmen weiter und beenden damit deren subjektsein.
die offenheit des systems beruhte also auf der verlagerung der entscheidungsprozesses auf die vielen beherrschten. infolge der unvorhersehbarkeit der entscheidungen, also der zulässigkeit jeder beliebigen entscheidung, sind diese offen.
das ende dieser offenheit ist geschlossenheit. geschlossenheit resultiert aus jener verdichtung vom unbestimmt formlosen allgemeinen hin zum konkret bestimmten besonderen fall. ein transformationsprozess der nichts anderes bedeutet als die konkrete entmachtung der vielen, d.h. die rückgangigmachung der demokratie. der begriff der demokratie verliert seinen sinn und reduziert sich auf eine bloße worthülse, deren sinn darin besteht zu verschleiern was sein neuer inhalt ist.
die geschlossenheit des systems bedeutet reduktionismus der vielen perspektiven der vielen auf die eine perspektive der wenigen.
damit sind wir dann bei begriffen wie des „politisch korrekten“ bzw. des „scheinreferendums“ angekommen.
entscheidungsprozesse, seien es nun solche der vielen in einem referendum oder eines einzelnen in seiner meinung, haben als äußerungen einzelner bzw. vieler subjekte keine legitimität mehr in sich selber. das subjekt hat seine legitimierende kraft verloren. mit dem verlust seiner legitimierenden kraft ist das subjekt selbst verlustig gegangen.
die legitimierende kraft ist nun nicht mehr eine frage der herleitung einer meinung von einem subjekt, sondern eine frage der übereinstimmung einer meinung mit einem dogma. das dogma wird von jenen gesetzt, welche den prozess der entscheidung wieder an sich gezogen haben.
sobald nun also ein einzelner in seinem prozess der entscheidungsfindung zu einer meinung findet, welche als unvereinbar mit den neuen dogmen der herrschenden gilt, verliert diese meinung, weil inhaltlich nicht korrekt ihre legitimität.
handelt es sich nicht um entscheidungsprozesse einzelner sondern vieler, wie z.B. bei wahlen oder referenden, so vermeidet man den begriff fehlender inhaltlicher korrektheit, weil der antidemokratische charakter dieses umganges mit meinungen viel zu offen zu tage treten würde. um auch in solchen fällen den gewünschten legitimitätsverlust zu generieren, arbeitet man hier z.B. mit fehlender formaler korrektheit, also der fehlenden erfüllung irgendwelcher formaler kriterien.
ein referendum also das zu einer für das neue geschlossene system unannehmbaren entscheidungsfindung führen könnte, wird schon im voraus von denen zum scheinreferendum erklärt, die selbst das formal korrekteste referendum ignorieren würden, wenn es ihren entscheidungen zu wider läuft.
um diese transformation nun dauerhaft zu etablieren arbeiten die herrschenden mit ihren agendas der sogenannten gesundheit durch sogenanntes impfen, mit erderwärmung und klimarettung und vielen anderen weiteren neuen standards, unaufhörlich an der implementierung eines ganzen kanons von dogmen, also von verbindlichen entscheidungsprozessen, die eben jenen neuen rahmen der macht bilden.