stellen wir uns die frage wer vor der haustüre von wem „kehrt“, so stellen wir fest:
es sind die USA, die vor der haustüre russlands „kehren“ und nicht russland, das vor der haustüre der USA kehrt.
es sind die USA, die vor der haustüre chinas „kehren“ und nicht china, das vor der haustüre der USA kehrt.
nun „kehren“ sie nicht sondern „spielen“ mit ihren muskeln und waffen, ja sie liefern waffen und setzen sie verdeckt ein. mit anderen worten, sie führen krieg und drohen damit.
all das ist offensichtlich. es sind nicht worte sondern tatsachen. paradoxer weise werden diese tatsachen aber durch worte ins gegenteil verkehrt. nicht die tatsachen als solche, sondern die art wie wir diese tatsachen bewerten.
das ist die magie der worte. worte sind also offenbar in der lage offensichtliche wahrheiten so zu verschleiern, dass ihr gegenteil wahrgenommen wird.
das liegt daran, dass der mensch auf der ebene seiner wahrnehmung zwei unterebenen hat.
zum einen die ebene der wahrnehmung der tatsachen selber, zum anderen die ebene der wahrnehmung der worte mit denen diese tatsachen durch andere beschrieben werden.
bewerten und urteilen des menschen bewegen sich nun auf der ebene der worte. das ist die gleiche ebene wie jene der wahrnehmung von worten anderer.
von diesen beiden eben wirkt nun die der worte und bilder anderer permanent und unmittelbar auf den menschen. die ebene der unmittelbaren wahrnehmung von tatsachen hingegen berührt die meisten menschen niemals.
äußert sich ein mensch nun bewertend mit worten zu einem sachverhalt, so würde das erzeugen einer solchen aussagen vermittels seiner informationen aus der wahrnehmungsebene der tatsachen eine reihe von eigenen aktivitäten erfordern.
der mensch müsste also das was er an tatsachen sieht und hört selbst erkennen, einordnen, beurteilen und bewerten, dazu müsste er über wissen verfügen, kognitive und emotionale arbeit leisten. er müsste geistig selbständig und mündig sich seines eigenen verstandes bedienen.
zwangsläufig würden bei sovielen unterschiedlichen perspektiven ebenso viele unterschiedliche bewertungen entstehen.
das gegenteil aber ist zu beobachten. man möchte sagen, kant ist gestorben. die menschen bedienen sich nicht mehr ihres eigenen verstandes, das system hat dies erfolgreich unterbunden.
das was man heute sieht, ist nicht nur eine einheitliche bewertung bei denen, die die medien konsumieren, sondern auch bei den medien selber.
für den einzelnen in seinem maschinenkonformen alltagsstress, der enormen dichte seiner integration in kollektive prozesse, ist es einfach wesentlich bequemer, seine wahrnehmungen auf der ebene der worte anderer einfach als eigene bewertung zu übernehmen.
auf diese weise erspart sich der einzelne nicht nur all jene prozesse, die erforderlich wären, um aus den wahrnemungen von tatsachen selbständig ein urteil zu bilden, er erspart sich zusätzlich auch das risiko all der konflikte, die sich ergeben, falls sein urteil von dem der anderen abweicht.
letzteres spielt heute deswegen eine so enorme rolle, weil das system einen derart hohen durchdringungsgrad des einzelnen gläsernen menschen erreicht hat, dass es quasi keinen lebens- und geistesraum mehr gibt, der von den systemfunktionären nicht mit den methoden wissenschaftlicher akribie durchsetzt wird und wir mittlerweile seit 9/11 in einer welt leben in der nicht erst die tat sondern schon die „falschen“ gedanken strafbar sind.
hinzu kommt, dass sich die sogenannte berichterstattung der sogenannten medien längst in eine kommentierung, also eine bewertung verwandelt hat. die sogenannte berichterstattung berschränkt sich also keineswegs auf tatsachenbeschreibungen, sondern führt entweder unmittelbar selber schon die bewertungen durch oder aber stellt die tatsachen durch selektion, reihenfolge und bezüge so dar, dass bestimmte bewertungen wahrscheinlicher resultieren als andere.
es verwundert daher nicht, wenn das kehren der USA vor der türe russlands von den allermeisten menschen so bewertet wird, als ob russland vor der türe der USA kehrt.