sie toben sich aus! jeden tag, stündlich, ja minütlich erlassen sie neue gesetze. die gesetze haben ihre heiligkeit verloren, sie sind zu flüchtigen phänomenen technischer regelwerke verkommen. es gibt ihrer so viele, keiner kennt alle.

gesetze erheben den anspruch zu gelten – für alle. vor dem gesetz sollen ja alle gleich sein. um so mehr gesetze es gibt, um so gleicher werden die menschen gemacht.

um so mehr gesetze um so weniger freiheit und persönliche macht des einzelnen. privileg der kaste der politisch wirksamen ist es den verlust der kontrolle über das eigene selbst durch den zugewinn an kontrolle anderer zu kompensieren. das ist ein sich selbst verstärkender prozess kollektiver versklavung.

nun argumentieren die vertreter der gesetzesorgien, wenn es um immer neue gesetze geht, auf immer die gleiche art und weise mit einem anonym abstrakten gemeinwohl.

weil es angeblich für ein abstraktes ganzes, also für alle besser wäre, werde alle einzelnen zu jenem einem alle, weshalb für jeden einzelnen als richtig gilt was für dieses eine alle als richtig gilt.

das eine ganze ist nichts anderes als generalisieren und der schlüssel zur macht der wenigen über die vielen. eine methode deten kern darin besteht alle menschen über den einen kamm zu scheren und alle unterschiede zu negieren.

eine methode allerdings, die von eben jenen, die dies am liebsten tun, sofort verurteilt wird, wenn eben jene sie anwenden, über die sie mit dieser methode, mit ihren gesetzen macht ausüben wollen. die kaste der herrschenden schert mit ihren gesetzen alle beherrschten über den besagten einen kamm, wohingegen selbiges den beherrschten untersagt bleibt.

dabei geht es den beherrschten gar nicht um macht und kontrolle über andere, sondern lediglich darum, weniger macht und kontrolle durch andere erdulden zu müssen. sie scheren jene anderen also nicht vermittels neuer gesetze, sondern mittels ihrer kritik über den einen kamm.

das aber ist ihnen verboten. denn die mächtigen, die sie damit kritisieren wollen argumentieren damit, weder sei auch nur einer von ihnen nur und nur schlecht, noch seien alle von ihnen schlecht. pauschale urteile seien daher verboten, denn sie negieren die unterschiede, das individuelle.

wenn nun aber das generalisieren im sinne des schlechten nicht das richtige ist, weil es die ungleichheiten negiert, so kann das generalisieren im sinne des guten auch nicht das richtige sein.

die praxis sieht freilich anders aus, spiegelt nur die machtverhältnisse im system. den herrschenden ist das generalisieren erlaubt, den beherrschten ist es verboten.

machtstreben, gesetzesflut und technische mittel lassen die vielen einzelnen herrschenden sich immer weiter zum system verdichten.

für die beherrschte kaste werden die verhältnisse immer unerträglicher. bereiche der machtausübung wurden zur heiß umkämpften resource. die herrschende kaste, das system, versucht die beherrschte kaste immer weiter von ihremnatürlichen, intuitiven und instinktiven verhalten, denken und leben zu entfernen.

das deklarieren sie als fortschritt. die menschen werden aus ihren natürlichen lebensverhältnissen verdrängt, in künstliche verschoben und mittels der dort geltenden regeln d.h. immer neuer gesetze beherrscht. gesetze die nutzung und besitz von eigentum reglementieren sind die zweite säule dieses herrschaftssystems.

der mensch soll zeit lebens lernen, so lautet jene floskel die den menschen seiner gewohnheit beraubt, weil er sich zeit lebens immer neu erworbenes verhalten andressieren lassen soll, verhalten das ihn immer kontrollierbarer, regulierbarer und beherrschbarer macht.

die verdichtung der herrschenden zum system bedingt nun auch eine verdichtung der beherrschten im rahmen ihrer kritik. die argumentation der herrschenden gegen kritik durch die beherrschten beruhte bislang auf dem vorwurf der pauschalität und des generalisierens, im sinne eines mangels an differenziertheit, d.h. des fehlens von fokusierung der kritik auf den einzelnen, um all der anderen einzelnen willen.

mit der verdichtung auch der herrschenden zum system, ist das system für die machtentfaltung jedes einzelnen von ihnen unentbehrlich geworden. so ist kritik nicht mehr um des schutzes des einzelnen willen verboten, sondern um des schutzes des systems selber. die herrschenden sind so weit zum system verdichtet, dass auch sie ihre individualität eingebüßt haben und aus der anonymität des systems heraus agieren.

kritik an den maßnahmen der herrschenden ist nun nicht mehr erlaubt, nicht weil sie einzelne von ihnen ungerechtfertigt treffen könnte, sondern weil sie das system selbst, aus dem heraus nun alle agieren in frage stellt.

kritik im konkreten wird zur systemkritik umgedeutet. kritik am system schwächt die macht aller einzelnen, die im rahmen des systems macht ausüben. jene macht, jene souveränität die die herrschenden den beherschten entzogen.

ein herrschaftssystem das auf vertrauen beruht, wird vom zweifel bedroht. der zweifel taucht vertrauen ins licht der naivität. zweifel lenkt den fokus vom generalisierem im namen eines angeblichen gemeinwohl hin zu den fakten von macht und ohnmacht und dem generalisieren im namen der kritik.