was bedeutet es heute und hier zu leben, was macht dieses heute anders und welche konsequenzen hat dieses anders sein.
der heutige mensch ist umzingelt, eingehüllt in systeme, systeme die ihn von seiner ursprünglichen und natürlichen, nackten umwelt isolieren. er ist vollkommen umgeben von einer hochgradig artifiziellen umwelt.
diese umwelt betrifft den menschen sowohl auf seiner motorischen wie auch auf seiner sensorischen ebene, also auf beiden ebenen seiner umweltinteraktion.
diese umwelt ist menschenwerk. nicht nur im materiellen sondern auch im geistigen sinne. der mensch in dieser umwelt trifft somit auf die wirksamkeiten anderer menschen.
damit tritt der mensch gar nicht mehr in jene unmittelbare wechselwirkung mit seiner natürlichen umwelt, die ihn selbst gestalterisch und erkennend wirksam werden lassen würde.
anstatt sich also an eine vom menschen unabhängige wahrheit anzupassen kommt es zur anpassung an die aktivitäten anderer menschen.
dabei verfolgt der mensch wieder sein ursprüngliches entwicklungsziel von orientiertheit und handlungsfähigkeit.
anpassung auf sensorischer ebene bedeutet übernahme geistiger inhalte, die übernahme von erklärungsmustern.
sprache als medium dieser vermittlung ähnelt einem in sich abgeschlossenen universum, in dem eine sichtweise von der welt an die stelle der welt getreten ist.
durch die übernahme dieser kognitiven muster verschafft sich der mensch eine weitere ihn umgebende und von der tatsächlichen welt trennende hülle.
auf der motorischen ebene, also der generierung von wirksamkeiten erfolgt ganz ebenso eine anpassung an die den menschen umgebenden systeme. voraussetzung von handlungsfähigkeit ist das spielen, agieren gemäß den systemregeln.
die enorme verdichtung dieser systeme und die damit verbundenen anpassungsprozesse verbrauchen die kognitiven kapazitäten mittlerweile weitgehend.
dem modernen menschen fehlt also zum einen der kontakt zur unmittelbaren natürlichen wirklichkeit und zum anderen fehlen ihm die kapazitäten eigenständige perspektiven und erklärungsmuster zu generieren. was nichts anderes ist, als der totale verlust seiner kognitiven autonomie.
so wächst der moderne mensch in ein für sehr viele menschen höchst einförmiges system hinein. einheitlich werden einheitliche erklärungsmuster übernommen und einheitlich wird mit einheitlichen operatoren agiert.
durch die fast vollständige umzingelung durch diese künstliche umwelt fehlt jener kontakt zur natürlichen umwelt, welcher den kontakt mit der artifiziellen umwelt relativieren könnte.
der mensch beginnt damit diese seine unmittelbare künstliche umwelt mit einer natürlichen umwelt gleichzusetzen, die ihm gebotenen erklärungsmuster mit der wahrheit gleichzusetzen und sich selbst auf das zu reduzieren was ihm diese systeme erlauben.
die systeme ihrerseits werden immer mehr und immer dichter. zugleich und das ist nicht zu unterschätzen, werden die systeme immer mächtiger in ihrer selbstbehauptung.
der einzelne mensch ist diesen systemen mittlerweile vollkommen ohnmächtig ausgeliefert. seine ohnmacht ist so gross, dass sie der einzelne vor sich selber verbergen muss um nicht schaden zu nehmen.
dieser systemische verdichtungsprozess hat mittlerweile ein ausmaß erreicht, dass der mensch damit begonnen hat, die ihn umgebende künstliche umwelt als eigentliche wahrheit der welt aufzufassen und die von diesen system gelieferten erklärungen als seine eigene wahrheit zu begreifen.
es kann daher eigentlich nicht verwundern wenn der moderne mensch darauf verzichtet selber zu schauen zu urteien und zu bewerten und stattdessen einfach die erklärungsmuster übernimmt und sich so einverleibt, dass er es zu sich selbst erklärt.
statt nun also schöpferisch und frei aktiv auf seine umwelt zuzugehen, sie selber zu benennen, zu erklären und zu gestalten, geht nun diese seine künstliche umwelt auf ihn zu auf dass er ihre sprache und ihre perspektiven übernimmt und sich von ihr verstalten lässt.
der kern dieses geschehens liegt somit in einer umpolung der beziehung zwischen dem menschen und seiner umwelt. war der mensch ursprünglich subjekt das sich seine umwelt als objekt unterwarf, so erhebt sich die moderne umwelt des menschen zum subjekt und reduziert den menschen selbst zu ihrem objekt.