was eigentlich bedeutet verstehen, etwas verstehen, eine aussage verstehen?

um eine aussage verstehen zu können muss man dieser aussage eine bedeutung zuordnen können.

dabei gibt es bedeutungen die in form unmittelbarer inhalte wie einer wahrnehmung oder einem verhalten bestehen.

andere bedeutungen bestehen in mittelbaren inhalten, also anderen aussagen.

schließlich gibt es aussagen deren verstehen in der zuordnung von kategorien besteht. dabei werden also inhalte unterschiedlicher abstraktionsniveaus aufeinander bezogen. dabei kommt es zu einer art von einordnung konkreter elemente in ein abstraktes ordnungssystem.

in allen diesen fällen kommt es zu gleichsetzungsprozessen, also der feststellung von identitätsbeziehungen. etwas wird mit etwas anderem gleichgesetzt.

die gleichsetzung kann in beide richtungen gelten oder nur in einer. a kann also gleich b gesetzt werden, wohingegen umgekehrt b nicht automatisch auch gleich a gesetzt werden kann.

damit es nun zum verstehen einer aussage kommen kann muss es beim rezipienten etwas geben mit dem diese gleichsetzung erfolgen kann.

dieses etwas könnte nun in der vorstellung einer wahrnehmung oder einer handlung bestehen.

es könnte sich aber auch um die kenntnis einer bestimmten aussage handeln.

oder aber es handelt sich um ein bewusstes ordnungsgefüge, das eine einordnung eines konkreten inhalts in ein abstrakteres system erlaubt.

verstehen ist somit kein singulärer prozess, bei dem es nur eine ganz bestimmte form von gleichsetzung gibt. vielmehr kann es für eine einzelne aussage eine vielzahl unterschiedlicher gleichsetzungen geben. ein bestimmtes etwas kann also ganz unterschiedlich verstanden werden.

die feststellung des verstehens kann somit also nicht mit der übereinstimmung des verstehens, als akte unterschiedlicher personen gleichgesetzt werden.

eine aussage kann also vom rezipienten sehr wohl verstanden werden, ohne so verstanden worden zu sein, wie sie der jenige versteht, der diese aussage getätigt hat.

damit also eine solche gleichheit des verstehens einer aussage überhaupt möglich ist, muss es nicht nur etwas geben womit eine gleichsetzung überhaupt möglich ist, vielmehr müssen jene inhalte mit denen diese gleichsetzungen erfolgen übereinstimmen.

die entwicklung dieser inhalte ist ein hochgradig erfahrungsabhängiges geschehen.

zwei menschen welche sich in ihren erfahrungsmustern unterscheiden sind wahrscheinlicher als das gegenteil.

unterscheiden sich nun zwei menschen oder die mitglieder unterschiedlicher gruppen von menschen ausreichend in ihren erfahrungsmustern, so werden sie eine aussage entweder sehr unterschiedlich verstehen oder aber der rezipient einer solchen aussage wird besagte aussagen gar nicht verstehen.

in diesem fall des fehlenden verstehens wird er die aussage zwar aussprechen und wiederholen können, aber er wird der aussage keine bedeutung, keinen sinn zuordnen können.

es ist daher in den meisten fällen der kommunikation also völlig sinnlos mit menschen „zu diskutieren“ da ein verstehen im sinne des senders der aussage unmöglich ist.

um in solchen fällen zu einer gemeinsame form des verstehens zu kommen muss es zu annäherung jener internen inhalte der gleichsetzung kommen. entweder durch eine änderung vorhandener inhälte oder durch ein hinzugewinnen neuer inhalte.

dazu kann es durch prozesse der autonomen korrektur interner inhalte durch abweichende erfahrungen kommen.

eine andere möglichkeit wären prozesse sozialer wechselbeziehungen die einfluss auf die struktur interner inhalte nehmen.