das leben des kleinen mannes erfreut sich überschaubarer klarheit.
seine eltern, genauer ihr status ist dem kleinen mann abhanden gekommen. jenen, genauer jenem system gegenüber, das seine eltern im nymbus beerbte, wird sich der kleine mann niemals emanzipieren.
das system entmachtete nicht nur seine eltern, es entmachtet auch ihn. der kleine mann wird der allmacht der autoritäten seiner kindheit niemehr entkommen. so bleibt er ewiglich kind.
der verlust der eltern als autorität im leben mündet in den verlust des erwachsenseins im leben. der mensch wird zeitlebens auf eben dem kindlichen niveau fixiert, das der allmacht und absoluten deutungshoheit des systems keine konkurrenz mehr zu bereiten in der lage ist.
als ewiges kind wird er ebenso ewiglich abgesättigt. abgesättigt in seinen basalen bedürfnissen wird er ebenso träge, dass sich seine antriebe auf den erhalt seiner absättigung durch arbeit beschränken.
das ausmaß fehlender absättigung aber, das den menschen überhaupt erst in die lage versetzen würde, aus der kindlichen naivität des garten edens auszubrechen, das wird er so niemals erreichen.
mehr noch, bar aller idealisierenden mechanismen der selbststeuerung versklavt die auf mangel ausgelegte unersättlichkeit seiner animalischen bedürfnisse den menschen in jeder welt, die auf einen überfluss an animalischen begehrlichkeiten ausgelegt ist.
macht und strukturelle gestaltung beschränken sich ausschließlich auf zwei ebenen. entweder der einzelne verfügt über die macht des geldes oder über die macht des amtes.
beides bedeutet am ende nichts anderes als das, was eine gute alte weisheit schon immer wusste: weß brot ich ess, des lied ich sing.
zur verschleierung seiner unfreiwilligen infantilisierung wird dem naiven kleinen mann nun suggeriert sein geist – sofern vorhanden – sei frei und er habe das recht zur eigenen freien meinung. was für ein großzügiges zugeständnis…!
sobald das „erwachsene“ kind durch seine „freie“ meinung die unüberwindbare hürde der absoluten entmachtung des einzelnen doch zu überwinden droht, interveniert das system.
zu einer eigenen meinung freilich findet nur jene verschwindend winzige minderheit, die nicht mit der absoluten mehrheit durchs leben „treibt“.
von dieser ohne hin schon winzigen minderheit wird wiederum nur ein noch viel kleinerer teil unter dem diktat der absättigung je die energie aufbringen können, die erforderlich wäre, um der absoluten mehrheit und dem diese dirigienden system zu widersprechen.
das system kann es sich also leisten, die überwältigende mehrheit in dem naiven glauben zu belassen, frei zu sein.
erst wenn diese freiheit die stufen von wort und glauben, also von bloßer vorstellung, einbildung und imagination übersteigt und sich zur konsequenz der tatsächlichen wirksamkeit von wirklicher freiheit entwickelt, erst dann lässt das system seine maske fallen.
mit dem in sich selbst morbiden widerspruch der absoluten minderheit eben die konsequenz von freiheit minderheit zu sein vorzuwerfen, argumentiert das system dann derart rigide gegen jede form von freigeist, dass diese minderheiten schließlich mit voller billigung der mehrheit auf die eine oder die andere art zum schweigen gebracht werden.
auf der überschaubaren weide des gut eingezäunten garten edens fristet der kleine mann nun sein dasein, ewiglich nur träumend von den weiten jenseits des zauns…