jeder sachverhalt, jeder prozess steht mit einer vielzahl anderer sachverhalte und prozesse in wechselwirkung. es besteht eine parallelität vieler wechselwirkungen.
das menschliche denken hingegen operiert auf höchst lineare weise mit einzelnen hintereinander angeordneten wechselwirkungen. einzelne wechselwirkungen werden hervorgehoben und finden beachtung, andere bleiben unbeachtet im hintergrund.
je nach dem wer nun einen bestimmten sachverhalt beschreibt, finden unterschiedliche wechselwirkungen, man könnte auch sagen aspekte berücksichtigung.
es liegt daher in der natur des menschen, ein- und denselben sschverhalt auf höchst unterschiedliche art und weise zu sehen und darzustellen.
je nach dem welche interessenslage vorliegt und welche glaubenssicht die perspektive der beteiligten prägt, werden höchst unterschiedliche darstellungsweisen resultieren.
für die unterschiedlichen bewertung und interpretationen bedeutet dies hinsichtlich ihres wahrheitsgehaltes freilich mehreres.
wahr sind jeweils alle persepektivischen darstellungen insofern sie jeweils einen tatsächlichen aspekt des sachverhaltes wiedergeben. es gibt somit mehr als einen wahren aspekt zu jedem sachverhalt.
wahr sind andererseits auch die tatsächlichen perspektiven, glaubensinhalte und interessenslagen der einzelnen, sich zu einem sachverhalt äußernden menschen.
die häufigste form der unwahrheit hingegen besteht im argumentativen versuch einen sachverhalt auf nur einen aspekt zu reduzieren, in dem versucht wird, die einzelnen ebenen der tatsächlichen wechselwirkungen so darzustellen, dass der eindruck entsteht, einzelne wahrheiten würden sich widersprechen.
man sollte also nicht den versuch unternehmen um der linearität des eigenen denkens willen und der sich daraus ergebenden einseitigkeiten, die vielschichtigkeiten der tatsächlichkeit in scheinbaren widerspruch zueinander zu bringen.