müsste man ein motto für den zeitgeist finden, so hieße es „wider die natur“.

jedes neue wissen, jede neue technik wird vom menschen genutzt, um in den lauf der natur einzugreifen.

dem verlust ihrer natürlichkeit begegnen sie mit dem anspruch die natur verbessern zu wollen, ja angeblich zu müssen. so erheben sie sich selbst über gott, maßen sich an gott und die natür zu belehren.

sie behaupten die dinge zu verbessern, zum wohle des menschen und im moralischen sinne. nicht weniger wollen sie verbessern, wenn sie die auswirkungen ihrer verbesserungen zu kompensieren versuchen.

haben sie sich erstmal an etwas gewöhnt, so gilt ihnen auch jede abweichung von der selbst gesetzten norm, jedes eigenleben der dinge als störung und vorwand ihres intervenierens.

ihre subjektive lust haben sie vom mittel der natur zum selbstzweck erhoben, dem sie alles unterordnen.

was nicht ihrem bilde vom soll der dinge entspricht, das versuchen sie passend zu machen. so erheben sie sich über alles, über gott und die natur.

selbst vor dem lichte der sonne und dem blau des himmels macht ihr größenwahn nicht mehr halt. wie sollte es da mit den geschlechtern, mann und frau, familie und kindern anders sein? in ihrem reich ist kein platz für die natur. natürlichkeit ist für sie kein wertstiftendes attribut.

nicht anders als kinder und affen sind sie von neugier getrieben. zuerst wollen sie spielen, die dinge manipulieren, um sie schließlich kontrollieren und endlich gestalten zu können.

alles äußere wollen sie so ihrem inneren bilde davon gemäß gestalten. das trifft auf nichts mehr zu, wie auf ihres gleichen.

macht äußert sich primär im privileg der wenigen mächtigen die vielen gemäß ihrem bilde vom menschen umzugestalten.

sie entziehen dem menschen das recht zur selbstbildung, das recht sich selbst zu bilden. so enteignen sie den menschen und übertragen das recht zur menschenbildung auf sich.

die zentralste form der handlung, die selbstbildung wurde so von einem aktiven prozess der selbstaktivität zu einem passiven prozess der fremdbestimmung umfunktioniert. jeder funke von eigenleben wird ausgelöscht.

dabei entsteht das, was man eine positive rückkopplung nennt. der von ihnen scheinbar gebändigte, in seiner natur strangulierte mensch, wird aller ebenen der natürlichkeit seiner aktivitäten beraubt, so lange konditioniert, bis er es nur mehr wagt sich in den vom system kontrollierten und künstlich geschaffenen räumen zu bewegen.

der akt des kaufens trat zuerst in der rolle eines künstlichen surrogates auf. je weniger der mensch im natürlich menschlichen sinne handelte, desto mehr kompensierte er dieses defizit durch immer hemmungsloseren konsum.

mit der wissenschaftlichen durchdringung aller dasein- und verhaltensebenen wurden immer neue künstliche, gesetzlich geregelte und kontrollierte räume des handelns geschaffen.

der zwangsweise konditionierte und so systemintegrierte mensch musste seiner spontanen, intuitiven natürlichkeit abschwören und sich den gesetzen und räumen des systems verpflichten.

je mehr menschen den als „bildung“ bezeichneten prozess der indoktrinierung und konditionierung durchlaufen und umso intensiver und länger diese „bildung“ erfolgt, um so mehr menschen und um so intensiver streben sie nach schaffung immer neuer künstlicher räume des handelns.

umso mehr dieser künstlichen räume auf diese weise geschaffen werden, desto intensiver kontrollieren und konditionieren sich die menschen nun gegenseitig. somit entsteht ein kreisförmiger prozess der selbstverstärkung.

je mehr sie mit diesen surrogaten ihr bedürfnis nach handeln und gestalten befriedigen und so über immer effektivere mittel verfügen, desto mehr beeinträchtigen sie die anderen in ihrer freiheit und treiben diese damit immer weiter in die sackgassen jener künstlichen räume der systemkontrolle.

den so ständig voranschreitenden prozess der unnatürlichkeit, unfreiheit, kontrolle und künstlichkeit kompensieren sie durch immer raffinierte technik,um so zu immer effektiveren formen des handelns zu gelangen.

die umkehrung der mittel-zweck-beziehung von natur und lust bedingt eine entkoppelung des menschen von der natur. die entkoppelung von der natur und die eröffnung immer neuer künstlicherer virtueller räume lässt den menschen trotz maximaler sinnleere maximale befriedigung finden.